Duale Karriere als Förderidee – Inspiration als Gegenleistung
Wer hätte gedacht, dass sich auf eine Stellenausschreibung, die sich an Talente aus dem Spitzensport richtet, Menschen bewerben, deren einziges sportliches Interesse die Sportschau am Samstagabend ist? Roman Hoffmann, Geschäftsführer bei Onivation GmbH, hatte jedenfalls nicht damit gerechnet. Unter dem Motto „High-Performance-Initiative“ versuchte er gezielt Athletinnen und Athleten für sein Unternehmen zu gewinnen. Sein Angebot: „In unserer Firma in genau dem Umfang zu arbeiten, der die eigene leistungssportliche Karriere weiterhin ermöglicht“, erklärt Hoffmann. Der Anbieter für Digitalisierungsprozesse in der Finanzbranche vergleicht seine Offerte mit den Jobs für Werkstudenten: „Für sie steht das Studium an erster Stelle. Für die sportlich herausragenden Aktiven sollte dagegen der Spitzensport die Nummer eins bleiben, ohne auf berufliche Impulse verzichten zu müssen. Im Gegenzug wollten wir gerne eine Persönlichkeit aus dem Hochleistungssport gewinnen, die ihren Spirit in die Firma einbringt“, erzählt Hoffmann. Nun wird er seinen Wunsch, den Spirit aus dem Spitzensport ins Unternehmen zu tragen, auf andere Weise erreichen – gemeinsam mit dem Athletics Team Karben.
Engagement für lokale Sport-Community
Seit September fördert Onivation das Athletics Team Karben (ATK). Einerseits mit dem Angebot an die Athletinnen und Athleten, sich in der Firma beruflich einzubringen. Andererseits bringt sich Onivation mit einer monatlichen Förderung in die sportlichen Planungen des A-Teams bis zu den Olympischen Spielen 2024 ein. „Ich freue mich besonders darüber, dass wir mit Onivation einen Sponsor gefunden haben, der in der Mainmetropole verwurzelt ist und der bereit ist, sich für eine lokale Community aus dem Spitzensport zu engagieren und mit verantwortlich zu fühlen“, sagt Enrique Tortell, Vereinsvorsitzender des ATK.
Die neue Kooperation zwischen dem Verein und Onivation beinhaltet gemeinsame Firmenevents mit den Lauftalenten des ATK in Form von Trainingseinheiten und Vorträgen. „Gerade wenn die Sportlerinnen und Sportler von ihren Erfahrungen und persönlichen Erlebnissen berichten, kann das sehr inspirierend sein. Zumal viele Beschäftigte bei uns auch altersmäßig nicht so weit weg vom A-Team sind – wir freuen uns alle auf die Zusammenarbeit“, so der Firmenchef.
Spitzensport und Beruf – wo gibt es Gemeinsamkeiten?
Darüber hinaus wünscht Hoffmann für sich und seine Belegschaft einen Blick hinter die Kulissen der Laufszene und sucht Parallelen zu seinem erfolgreichen Betrieb: Er weiß aus eigener Erfahrung, dass Professionalität sich in zielgerichteter Vorbereitung ausdrückt. Wer geübt hat, seine Grundlagen beherrscht, wer situativ gut reagieren kann und stressresistent ist, der hat eine gute Ausgangslage für Erfolg. Und doch können auch erprobte Situationen Überraschungen bergen, dann heißt es: Ruhe bewahren, die Situation neu bewerten und damit umgehen.
Von den ATK-Athlet:innen möchte er gerne wissen, wie sie in ihrem Sport damit umgehen. Leistungssportler:innen bereiten sich vor, und zwar ein ganzes „Spitzensport-Leben“ lang, immer auf den jeweils nächsten Wettkampf, aber auch auf langfristige und sehr hohe Herausforderungen wie die Teilnahme an bedeutenden internationalen Meisterschaften. Wie sieht die Vorbereitung auf den wichtigsten Wettkampf im Jahr aus? Wie viel Raum ist vor Ort noch für Intuition und Kreativität? Wie viel Verzicht müssen die Aktiven für ihre Ziele üben? Was bedeutet es, sich auf das Wesentliche zu fokussieren, um sein wichtigstes Ziel zu erreichen? Was bedeutet Ihnen Erfolg? Und: Wie gelingt es, mit Niederlagen umzugehen? Hoffmann zeigt mit seinen Fragen, wie sehr ihn der Kosmos des Leistungssports fasziniert und wie stark er an den jungen Persönlichkeiten des A-Teams interessiert ist.
Im Besonderen auch daran, was sich von ihrer Haltung für das Berufsleben übertragen lässt. Gleichzeitig lässt er keinen Zweifel daran, dass er die Talente aus voller Überzeugung fördern möchte, damit sie sich auf ihre sportlichen Leistungen und Ziele konzentrieren können. Man nimmt es ihm ab, denn er war selbst einmal auf dem Sprung in den Spitzensport. Gerne wäre er im Marathon um nationale und internationale Medaillen gelaufen, doch er hatte nicht die Chance einer Dualen Karriere und entschied sich für den Beruf.
Autorin: Yvonne Wagner