Laras Welt – zwischen Spitzensport, Studium und Schokolade (Teil 2a)
Lara Tortell ist aktuell die einzige Athletin, die im A-Team Spitzenleistungen anstrebt. Ihre Paradedisziplin ist der 800-Meter-Lauf. Mit ihrer diesjährigen Bestleistung, 2:09,16 Minuten, startet sie in die Hallensaison. Lara hat in den vergangen zwei Jahren in Berkely/USA und in Sevilla/Spanien gelebt, studiert, trainiert und ihre Wettkämpfe absolviert. Nun beginnt sie im Oktober ihr Jura-Studium in Heidelberg. Um mehr über sie, ihre Gedanken und ihren Alltag in Studium und Spitzensport zu erfahren, begleiten wir sie in den kommenden Monaten. Sie wird uns in unregelmäßigen Abständen einen Einblick in ihre Welt gewähren und dabei auch auf den Teil eingehen, der im Titel dieser Serie für die „Schokolade“ steht – die süßen und bitteren Extras in Laras Leben zwischen Uni und Tartanbahn.
Heute schreibt Lara über ihren Weg zum Erfolg, wie sie sich Ziele setzt, sie erreicht und dabei Haltung zeigt.
Worauf wartest DU?
Der Beginn eines neuen Jahres dient vielen Menschen als Anreiz, sich mehr als sonst mit sich selbst und seinen Ansprüchen auseinanderzusetzen. Aber wozu eigentlich auf einen externen Anlass wie etwa Neujahr warten, um zu reflektieren und um uns auf neue Ziele zu fokussieren? Wir können dies doch auch an jedem anderen X-beliebigen Tag tun und den Entschluss fassen Ziel X zu verfolgen und etwas zu verändern? Aber: Oft siegt die Bequemlichkeit. Am liebsten bleiben wir in unserer Komfortzone und verändern nichts. Aber ohne Veränderung, Ehrgeiz und Aufwand auch gibt es keinen Erfolg!
Eigenverantwortung: Chance oder Last? Macht!
Veränderungen fangen in unserem Kopf an, mit einer Entscheidung. Die Entscheidung, mein Schicksal, mein Glück, meinen Erfolg selbst in die Hand zu nehmen, beginnt und endet bei mir selbst. Und ist das nicht etwas Gutes?Auf der einen Seite verleiht mir dieser Grundsatz eine große Verantwortung. Ich selbst bin dafür verantwortlich, dass ich zufrieden bin und meine Ziele erreiche.Wenn dies nicht klappt, dann hat das oft auch mit meinem eigenen Verhalten zu tun. Auf der anderen Seite ist diese Erkenntnis etwas Mächtiges: Nur ich kann entscheiden, ob ich meinen Zielen entsprechend handele, diese erreiche und zufrieden mit mir selbst bin. Wenn ich mir dessen bewusst bin, dann schiebe ich meine Verantwortung nicht auf äußere, unkontrollierbare Faktoren, denn ich selbst habe meinen Erfolg oder Misserfolg zu großen Teilen in der Hand. So bin ich zu allererst für mich selbst und mein Glück verantwortlich.
Ziele erreichen – Visionboard hilft
Mir dient diese Haltung als grundsätzliche Lebenseinstellung, aber auch für kleinere, temporäre, spezifische Ziele. Solche Ziele können für jeden anders aussehen und alle möglichen Lebensbereiche betreffen. Auf den Sport bezogen, kann es um eine Bestleistung gehen, eine Platzierung bei einer bestimmten Meisterschaft. Auf die Schule und Uni bezogen, kann eine bestimmte Note ein Ziel sein, aber auch im Arbeitsleben und privaten und sozialen Bereich kann man sich Ziele stecken und diese nach dem eben geschilderten Prinzip angehen.
Egal um welchen Bereich es sich handelt, mir hilft es, meine konkreten Ziele aufzuschreiben oder zu visualisieren, beispielsweise mithilfe eines Visionboards. Hier mache ich mir mit Schrift oder Bildern klar, was meine Ziele sind und wie sie aussehen. Ich führe sie mir vor Augen. Für mich hat diese Methodik zwei Funktionen: Einerseits setze ich mich mit mir selbst auseinander, gehe in mich und überlege: Was ist es, was ich unbedingt erreichen will? Andererseits wirkt das Niederschreiben dieses konkreten Ziels finalisierend, im Sinne von: „Nun muss ich mich wirklich daran halten.“
Der Folgeschritt ist, sich darüber klar zu werden, was ich dafür tun muss, um Ziel X zu erreichen. Diese Frage ist oft nicht leicht zu beantworten.
Bei der Zielsetzung im Sport spielen sehr viele Faktoren eine Rolle. Offensichtliche Komponenten sind Qualität und Quantität des Trainings. Zudem kommen Zubringerleistungen wie Regeneration, Maßnahmen zur Vorbeugung von Verletzungen, ein ausgeglichener Lebenswandel, frühes Schlafengehen und gesunde Ernährung.
Routinen geben Orientierung
Um diese Komponenten unter einen Hut zu bringen, hilft es mir, eine Routine zu erschaffen, die möglichst alle relevanten Faktoren berücksichtigt und mit deren Einhalten ich beste Voraussetzungen schaffe, meinen Ansprüchen gerecht zu werden. Gleichzeitig muss die Routine realistisch genug sein, sodass ich sie langfristig durchhalten kann. Damit das klappt, schreibe ich mir gerne sehr kleinschrittige To-do-Listen. So führe ich mir meine konkreten Aufgaben vor Augen und kann diese abhaken, wenn ich sie erfolgreich erledigt habe. Meine Routine in meinem aktuellen Alltag in Heidelberg in Vorbereitung für die Hallensaison sieht wie folgt aus:
- 5:30h aufstehen – 5:30h bis 6h: 15 Minuten Yoga, 15 Minuten Stabilisation
- 6h bis 6:15h: Duschen & Kaffee – 6:15h bis 8:15h: Uni-Aufgaben
- 8:15h: Frühstück – 8:45h bis 13:15h: Uni – 13:30h: Mittagessen
- 13:45h bis 16:45h: Uni-Aufgaben – 17h-18h: Physiotherapie
- 18:30h bis 20:30h: Training – 21h: Abendessen – 22h: schlafen gehen
Solche detaillierten Listen mache ich am liebsten am vorherigen Tag, damit ich weiß, was morgen auf mich zukommt. Die Routine erinnert mich tagtäglich an meine Ziele und durch die kleinschrittigen To-dos verliere ich auch nicht die Motivation. Eine solche Struktur zu verfolgen, gibt mir das Gefühl auf dem richtigen Weg zu sein.
Neben den oben genannten Faktoren, die für das Erbringen von Leistung relevant sind und sich leicht in eine To-do-Liste packen lassen, gibt es allerdings noch weitere Faktoren, die weniger offensichtlich sind, aber den Athleten dennoch bewusst oder unbewusst beeinflussen. Hier denke ich zum Beispiel an die Psyche einer Athletin oder eines Athleten und die jeweilige mentale Einstellung.
Über dieses wichtige Thema schreibe ich in der kommenden Woche im zweiten Teil dieses Blog-Beitrags – ich freue mich, wenn ihr wieder vorbeischaut!
Lara Tortell
Beiträge aus „Laras Welt – zwischen Spitzensport, Studium und Schokolade“: Leistungssport: warum eigentlich?