Spotlight: Leistungssport in der Corona-Krise
von Jaakkima Rösler
Jaakkima Rösler ist beim ATK unser „Umsteiger“. Seit dieser Saison startet der frühere 400-Meter-Läufer über 800 Meter. Im A-Team betreut er außerdem den Facebook-Account unseres Vereins. Die aktuelle Situation um die Corona-Krise beschäftigt ihn genauso wie viele andere Athletinnen und Athleten und hat ihn dazu veranlasst, seine Gedanken aus der Sicht des Leichtathleten aufzuschreiben:
Die Corona-Krise schränkt uns alle massiv ein. Gleichzeitig denken in Bezug auf den Sport vielleicht viele, dass die Laufdisziplinen der der Leichtathletik gerade im Gegensatz zu anderen Sportarten verhältnismäßig „Glück“ haben und dass gerade Mannschaftssportarten, die auf Taktik und Zusammenarbeit angewiesen sind, deutlich schlechter dran sind. Würde man eine Rangliste aufstellen, welche Sportarten wohl am schlimmsten unter der aktuellen Krise leiden – nur mit Blick auf die Trainingssituation und ganz unabhängig von Wettkämpfen, die verschoben werden müssen - stünden die Teamsportarten sicher ganz oben, gefolgt von Kontaktsportarten, wie Judo und Ringen. Die Laufdisziplinen der Leichtathletik erscheinen im Vergleich fast als Gewinner unter den Verlierern im Sport. Immerhin bietet uns die aktuelle Situation noch grundsätzlich die Chance im Freien zu trainieren.
Ein weiterer großer Vorteil für uns Mittelstreckenläufer ist, dass wir im Gegensatz zu anderen Teil-Disziplinen, wie z. B. Sprint oder Wurf nicht ganz so stark auf das Krafttraining angewiesen sind. Wenn man sich den Trainingsplan eines Sprinters anschaut, würde man schnell erkennen, dass der Sprinter prozentual deutlich, wahrscheinlich sogar drei Mal mehr Krafttraining als ein Mittelstreckenläufer macht. Durch deutlich weniger Gewichte beim Krafttraining und dadurch, dass viel mit Stabilitätsprogrammen gearbeitet wird, ist der Lauf also alles in allem in einer solchen Situation deutlich einfacher zu gestalten. Also mag es uns auf den ersten Blick weniger hart treffen als andere Sportler. Trotzdem sind auch für uns die Möglichkeiten unser Training durchzusetzen begrenzt. Beim Blick hinter die Kulissen leiden wir genauso unter wirtschaftlichen Einbußen, wegen zurückhaltenden Sponsoren, unter unerreichbaren Trainingsstätten und fehlenden Trainingsreizen, wie alle anderen auch.
Denn das, was Für Läufer besonders ärgerlich ist, sind die abgesagten oder kürzlich abgebrochenen Trainingslager speziell die Höhentrainingslager. Gerade der Wegfall der Höhentrainingslager ist einschneidend für eine potenzielle Leistungssteigerung.
Davon abgesehen bringt ein Trainingslager immer viel Motivation mit sich, gemeinsame Trainingseinheiten mit anderen Athleten (außerhalb der normalen Trainingsgruppe), weniger Alltags-Verantwortlichkeiten als in der eigenen Umgebung und natürlich ein ganz anderes Wetter sorgen für eine super Atmosphäre.
Auch unsere Trainingsgruppe wurde nicht verschont. Aufgrund der zugespitzten Lage in Portugal mussten Marc, Jonas, Gina und ich schon am 21. März und nicht wie ursprünglich geplant am 29. März unsere Rückreise antreten. Zum Glück jedoch waren wir nicht im Höhentrainingslager und konnten daher unser Training in Deutschland sofort und ohne Rückanpassung fortführen. Und hier machen wir, wie alle anderen sicher auch, nun das Beste aus der Situation.Ein paar Impressionen aus unseren Trainingslager haben wir für euch in einem kleinen Video festgehalten – schaut doch mal rein.
In diesem Beitrag der taz erzählt 3000-Meter-Hindernisläuferin Gesa Krause, wie es ihr in der aktuellen Situation geht und was sie daraus macht. Hier könnt ihr die aktuelle Situation der Athleten aus dem Wetterau-Kreis, beschrieben in der Gießener Allgemeinen, nachlesen. In diesen außergewöhnlichen Zeiten drückt das A-Team besonders die Daumen für eure gesundheitliche, wirtschaftliche und sportliche Zukunft!