Deutsche Jahresbestzeit über 1.500 Meter und Bestzeiten auf allen Mittelstrecken
Starke Bilanz für Marc Tortell
Karben, den 7. September 2020. Die Corona-Pandemie hat in diesem Jahr den Spitzensport durcheinandergewirbelt und vor große Herausforderungen gestellt. Inmitten dieses Sturms haben sich die Sportlerinnen und Sportler des Athletics Team Karben (ATK) mit hervorragenden Leistungen in der Krise bewährt und sind als Gewinner aus der Krise hervorgegangen. Besonders Marc Tortell überzeugte und etablierte sich in der deutschen Mittelstreckenspitze. Mit Bestzeiten auf allen Mittelstrecken war es für den 22-jährigen Kommunikationsdesign-Studenten die bisher erfolgreichste Saison. Mit seiner persönlichen Bestzeit von 3:38,04 Minuten, gelaufen am 24. August beim internationalen Meeting in Castellón, erobert er die Spitzenposition über 1.500 Meter in Deutschland.
Trotz Corona dran geblieben
Die Aussichten auf eine starke Freiluftsaison kündigten sich Ende Februar in Leipzig mit einem dritten Platz bei den deutschen Hallenmeisterschaften an. Schon bald darauf war es notwendig, sich auf die coronabedingten Trainingseinschränkungen einzustellen. Ab dem 22. März gab es Kontaktbeschränkungen und sämtliche Sportanlagen wurden geschlossen. Krafttraining und Tempoläufe auf der Tartanbahn verlegten die Sportlerinnen und Sportler nun auf häusliche Kraftzirkel und Waldstrecken. Das geplante Höhentrainingslager in Kenia entfiel und ein kurzfristig angesetzter Aufenthalt in Monte Gordo (Portugal) musste nach fünf Tagen abgebrochen werden.
Während in Deutschland Mittelstreckenwettbewerbe aufgrund der Abstandsregeln nicht erlaubt waren, absolvierte Marc Tortell im Juni eine Serie von Aufbauwettkämpfen in der Schweiz, die durch Mittelstrecken-Bundestrainer Georg Schmidt vermittelt worden waren. Mit der dort gelaufenen 1000-Meter-Zeit von 2:22, 74 Minuten schließt Tortell die deutsche Jahresrangliste über diese nicht-olympische Disziplin als Jahrgangsbester ab.
Mittelstrecke: In Deutschland seit Juli wieder am Start
Bei der von Kurt Ring und seinem Team hervorragend organisierten 3000-Meter-Challenge in Regensburg konnte Tortell über 3000 Meter mit einem Schlusskilometer von unter 2:35 Minuten seine Bestzeit aus der Hallensaison von 8:18,98 Minuten pulverisieren. Mit 8:00,71 Minuten belegte er Platz drei der deutschen Bestenliste.
Die Absage aller internationalen Events und die Verschiebung der deutschen Meisterschaften auf Anfang August stellte die sportliche Leitung von ATK vor eine besondere Herausforderung. Trainerin Uta Tortell konzipierte den Trainingsplan neu und richtete das Training auf einen Wettkampfhöhepunkt im August aus. Obwohl die Mittelstreckenläufe der deutschen Meisterschaften (DM) zunächst wegen der Kontaktbeschränkungen zu Corona-Zeiten aus dem Programm verbannt wurden, hielt das A-Team an den Trainingsroutinen fest. „Ich freue mich sehr, dass es uns trotz der vielen Veränderungen und Umstellungen im Training so gut gelungen ist, das Trainingskonzept umzusetzen“, sagt Trainerin Uta Tortell, „zu verdanken ist das auch Marcs professioneller und diziplinierter Einstellung.“ Anfang Juli zeichnete sich ab, dass die Mittelstreckenwettbewerbe doch bei den DM am 8. und 9. August in Braunschweig stattfinden würden. Tortell sicherte sich dort den vierten Platz mit einer Zeit von 3:54,28 Minuten.
Platz vier: Was steckt dahinter?
Wie hoch dieser vierte Platz einzuschätzen ist, kann nur verstehen, wer die Vorgeschichte dazu kennt: Am Wochenende vor den DM hatte sich Tortell eine Lebensmittelvergiftung zugezogen. Die kontaminierten Eier einer schlecht gekühlten Quiche hätten ihn fast den Start bei der DM gekostet, denn der hohe Wasserverlust durch vielfaches Erbrechen ging ihm stark an die Substanz. Bis zur DM hatte er sich gerade halbwegs erholt. Anstatt dem Vergleich mit seinen Laufkonkurrenten bei der DM auszuweichen, hat Tortell den Wettkampf gesucht. Er hat alle Kräfte zusammengenommen und in dem bei 36 Grad brütend heißen Stadion zunächst den Vorlauf deutlich gewonnen. Im Finale hat er dann bis zum Schluss mitgehalten, bevor er erst auf der Zielgerade von Platz zwei auf Platz vier zurückgefallen ist. Wer also den Hintergrund zu seinem Lauf kennt, vermag auch einzuordnen, wie wertvoll seine Platzierung ist. Platz vier war ein Vorbote, der auf Tortells herausragendes Potenzial hinwies. Unterstrichen hat Tortell das in der folgenden Woche mit einem Sieg im B-Lauf beim Jump ´n´Run Meeting in Dortmund (3:42,38 Minuten) und besonders eindrucksvoll eine weitere Woche später mit der neuen deutschen Jahresbestzeit über 1.500 Meter.
Marc Tortell: Bestzeiten 2020 im Überblick
800 Meter | 1:47,89 Min. | TSV Stadion, Pfungstadt (GER) | |
1.000 Meter | 2:22,74 Min. | Meierwiesen Stadion, Wetzikon (SUI) | |
1.500 Meter | 3:38,04 Min. | Castellón (ESP) | |
Meile | 4:03,10 Min. | Stadion Allmend, Luzern (SUI) | |
3.000 Meter | 8:00,71 Min. | Sportanlage am Oberen Wöhrd, Regensburg (GER) |
Wie geht es weiter?
Ab Mitte September beginnt für das A-Team Karben die Vorbereitung auf die neue Saison. Aufgrund der Corona-Pandemie bleibt die internationale Veranstaltungslage 2021 ungewiss. Neben den Olympischen Sommerspielen in Tokio (30. Juli bis 8. August 2021) hält der internationale Wettkampfkalender 2021 weitere Höhepunkte bereit. Die Hallen-EM findet vom 5. bis 7. März im polnischen Torun statt, danach die Hallen-WM vom 19. bis 21. März im chinesischen Nanjing. Derzeit noch ungeklärt ist, ob die 2020 ausgefallene EM in 2021 nachgeholt wird. Außerdem steht am Wochenende 19. bis 20. Juni die 10. Team-EM in Minsk (Weißrussland) auf dem Programm. Vom 18.bis 29. August findet als weiteres Highlight die Universiade in Chenddu (China) statt.
Aufgrund der Corona-Situation können außereuropäischen Höhentrainingslager in Kenia, Südafrika und USA nicht durchgeführt werden. Deshalb startet Marc Tortell mit einem Höhentrainingslager in St. Moritz. Dort möchte er den Grundstein für eine weitere erfolgreiche Saison legen und sich für ein internationales Großereignis empfehlen.