Niklas Harsy: Mit Struktur das Richtige tun – im Sport und im Job
Update 2022: Niklas hat sich entschieden. Seine selbst gewählte Reflexionszeit hat er genutzt und er hat sich damit weiterentwickelt – sportlich und beruflich. Er bleibt aktiv im Leistungssport (Niklas Harsy bleibt!) und sein neuer Jobtitel ist lang, was wohl auch ein Indiz für mehr Verantwortung ist: Junior Manager Business Process Support Content Management & Publishing at Fresenius Kabi Deutschland GmbH.
Athletenportrait

Klare Abläufe und Struktur sind Niklas Harsy sehr wichtig – nicht weil er pedantisch ist, sondern weil beides echte Freude in ihm entfacht. Das merkt man sofort, wenn er über seine Aufgaben bei seiner Arbeit erzählt: Seit über zwei Jahren arbeitet er bei Fresenius Kabi im Bereich Regulatory Affairs. In seinem Beruf kommt es darauf an, festgelegte Prozesse einzuhalten, um zum Ziel zu kommen – aber dazu später mehr.
Seit diesem Jahr zählt der 800-Meter-Läufer zum Athletics Team Karben (ATK). Eine Fügung hat ihn zum ATK gebracht: Niklas‘ früherer Trainer Sebastian Weiss, für den Niklas extra vom Leichtathletikzentrum Gießen zum TSV Bayer 04 Leverkusen gewechselt war, hat den Verein überraschend verlassen. Eigentlich hatte sich Niklas in der Saison 2020 nach Leverkusen begeben, um unter der neuen Betreuung und im neuen Verein unter optimalen Bedingungen zu trainieren. „Ich wollte in Leverkusen und mit Sebastian Weiß die nächste Stufe in meiner Läuferkarriere erreichen“, sagt Niklas. Dazu kam es nun leider vorerst nicht. Für den 23-Jährigen, der gerne die Fäden in der Hand behält und genaue Vorstellungen davon hat, was als Nächstes folgen soll, war das erst einmal ein äußerst ungewohntes Terrain – ein Stolperstein in seinem bisher so strukturierten und geplant verlaufendem Leben: „Ich war erst mal geschockt. Ich hatte ja auch schon den Fortschritt meiner Leistung gesehen. Deshalb hatte ich mich auf das zweite Jahr in Leverkusen schon gefreut“, beschreibt Niklas seine damalige Gefühlslage.
ATK – Anlaufstelle bei Freunden
Niklas passte sich dennoch rasch an und fand in seinem Netzwerk die richtige und für ihn beste Anlaufstelle: „Ich bin mit Marc Tortell durchs Laufen und die gemeinsame Ausbildungszeit bei Fresenius sehr gut befreundet. Ich sehe, wie er sich läuferisch entwickelt. Für mich war deshalb schnell klar, dass er derjenige ist, den ich in meiner Situation anrufen sollte“, sagt Niklas. Und noch etwas hat ihn zum ATK geführt: „Ich finde es gut, wichtig und beeindruckend, dass eine kleine Stadt ein Leistungssportprojekt angeht. Vor allem in einer Zeit, wo der Randsport „Leichtathletik“ immer weniger medial wahrnehmbar ist. Ich möchte Teil dieses Projektes sein“, begründet er sein Interesse am Verein.
Pandemie bringt alles ins Wanken
Die neue Perspektive im Blick, sollten nun die geliebten klaren und planbaren Abläufe wieder Teil seiner sportlichen Welt werden. Doch die Pandemie, die in Deutschland für viele Sportlerinnen und Sportler seit März 2020 eine große Hürde für deren sportliche Karriere darstellt, blieb auch für Niklas das größte Hindernis. Schon in Leverkusen war er nicht in der Lage, bei den wenigen stattfindenden Wettkämpfen mental voll da zu sein. „Ich habe hart trainiert, aber nur wenig Output generiert. Die weiterhin ungewisse Situation unter den Corona-Bedingungen erschwert mir den Leistungssport gerade erheblich. Ich hab mich daher entschieden, eine Auszeit zu nehmen“, erzählt Niklas.
Karriere mit Sinn
Er konzentriert sich jetzt vor allem auf seinen Job und zieht viel Motivation aus dem Sinn seiner Tätigkeit. Er kümmert sich um die internationale Zulassung enteraler Ernährung. Dabei geht es beispielsweise um flüssige Nahrung, die dazu dient, Menschen, die über eine Sonde ernährt werden müssen, gut mit Nährstoffen zu versorgen.
Bei dieser Arbeit kommt Niklas‘ Faible für strukturierte Abläufe zu Gute: „Es ist ganz klar, welche Anforderungen für die Zulassung erfüllt sein müssen, damit wir ein solches Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke auf den Markt bringen können“, erklärt er. Spannend und vielfältig sei sein Job, denn in jedem Land gelten andere Kriterien für eine Produkt-Zulassung. „Mich freut es, dass durch meinen Job vielen Menschen geholfen wird.“ Bei Fresenius fühlt sich Niklas wie in der Champions League, im Sport orientiert er sich gerade neu. Bei einer Sache ist er sich ganz sicher: „Wenn ich den Leistungssport fortsetze, dann bin ich beim ATK im richtigen Verein gelandet, um wieder bald wieder vorne dabei zu sein.“ Das A-Team Karben wird ihn auf seinem Weg begleiten und unterstützen – so oder so.
Autorin: Yvonne Wagner