Marc Tortell – 1500-Meter weisen ihm den Weg
Athletenportrait
Marc Tortell hat seinen Weg gefunden – auf der Laufbahn und in seinem jungen Leben. Der 1500-Meter-Läufer hat sich in diesem Jahr in seiner Altersklasse U23 als Deutscher Meister behauptet. Marc war auf den Punkt fit, was er selbst erst nach seinem Erfolg erkannt hat. Zwei Tage vor dem Titelgewinn in der Altersklasse U23 hatten ihn seine beiden stärksten Konkurrenten Lukas Abele und Marvin Heinrich nämlich noch bei einem anderen Wettbewerb besiegt. „Entsprechend hatte ich vor den Titelläufen nicht so das Selbstvertrauen“, gibt er zu. Aber seine Mutter Uta Tortell habe ihn optimal vorbereitet und so trugen ihn seine Füße im entscheidenden Moment zum Sieg. Seine körperliche Fitness hat ihn dann weiter zur mentalen Stärke verholfen, sodass er rund sechs Wochen später erstmals bei den Aktiven im deutschen Finallauf eingreifen konnte. Diesmal mit der Zuversicht: „Wenn es ein langsames Rennen wird, kann ich von hinten raus durchstarten“, sagt der 22 Jahre alte Athlet. Und so hat er seinen U23-Erfolg bei den Aktiven mit dem überraschenden 2. Platz bei den deutschen Meisterschaften (DM) in Berlin getoppt.
„Ich kann Leistung abrufen“
Sportlich lief es also in 2019 – endlich. „Ja, endlich. In den letzten Jahren war ich so oft verletzt, dass ich mein Potential nie abrufen konnte, wenn es darauf ankam. Die diesjährigen Erfolge waren für mich extrem befreiend. Nach so langer Leidenszeit mal einen richtigen Erfolg zu feiern und zu zeigen: Ich bin nicht nur der, der verletzt ist, sondern ich kann auch die Leistung abrufen“, berichtet Marc zufrieden. Seit 2015 versucht sich Marc im 1500-Meterlauf an die deutsche und internationale Spitze zu kämpfen. Er trainierte fleißig, schrieb sein Abitur und begann ein duales Studium in Bad Homburg an der accadis Hochschule und bei Fresenius. Im September dieses Jahres schloss er mit dem „Bachelor of Arts International Business“ ab.
Was beim Lesen nach einem Durchmarsch klingen mag, fühlte sich in der Realität oft wie eine Achterbahnfahrt der Gefühle an. Bis zu seinem Durchbruch 2019 warf ihn jedes Jahr etwas anderes zurück: mal war es eine Knochenhautentzündung, mal ein entzündeter Schleimbeutel im Knie dann wieder die Knochenhautentzündung und schließlich, in 2018, ein Ermüdungsbruch. Zwar beendete er die Saison mit dem 3. Platz bei den U23-DM, aber seinem Anspruch genügte das nicht. „Ich hatte große Pläne, denn bis April 2018 lief mein Training so gut wie nie. Ich träumte von den Europameisterschaften in Berlin, doch 6 Tage vor dem ersten Wettkampf hat die Verletzung die ganze Saison zunichtegemacht“, erzählt er, plötzlich mit gedämpfter Stimme – sein Schmerz ist noch spürbar.
Das Gleichgewicht ist der Schlüssel
Marc hat sich immer wieder aufs Neue aus dem Verletzungspech heraus gekämpft. Das hat Kraft gekostet, es hat ihn aber auch stärker gemacht. Rückblickend hat er sehr viel aus dieser schwierigen Zeit gelernt. Das sind seine Erkenntnisse:
- „Das Gleichgewicht ist der Schlüssel. Zwischen dem richtigen Belastungsmaß und der Überforderung ist oft ein schmaler Grat.
- Wenn man hart trainiert hat, drückt der Körper seine Müdigkeit aus. Das sollte man respektieren. Ich habe vor den folgenden Verletzungen meist zu früh mit der nächsten harten Einheit begonnen.
- Ein langsamer Trainingsaufbau ist sehr wichtig. Schließlich ist es auch äußerst belastend, wenn man wegen der Verletzung ausfällt und 300 Tage umsonst trainiert hat.
- Kommt es zu einer Verletzung, ist es wichtig, geduldig zu bleiben. Deshalb: nicht zu schnell zu viel wollen.
- Immer konsequent weiter machen. Sobald man das Training hinterfragt, wird es schwierig.
- Es ist wichtig, Vertrauen zu bewahren – in sich selbst und in den Trainer.
- Kommt man in der Saison aus der Verletzung raus, knallt man gerne noch wenigstens zwei oder drei Rennen ins Programm – das sollte gut überlegt sein. Kommt die hohe Belastung zu früh, wirft es einen wieder zurück.
- An die Zukunft denken: In einem Monat, in einem halben Jahr geht es weiter. Ich sage: Dran bleiben und irgendwann zahlt es sich aus.
- Hohe Belastungen können auch durch Schule oder Studium entstehen. Mir hat es sehr geholfen, die Arbeitszeiten bei Fresenius in Bad Homburg von Vollzeit auf 80 Prozent zu reduzieren. In Vollzeit blieb bei mir die Regeneration auf der Strecke.
- Die Unterstützung durch die Laufbahnberatung des Olympiastützpunktes (OSP) Hessen war für mich in dieser Zeit sehr wertvoll. Der OSP bietet seinen Athleten damit für die duale Karriere – Sport und Beruf – einen Service, den es sich lohnt anzunehmen.“
A-Team Karben: Auftakt für neue Erlebnisse
So hat ihm der Sport auch berufliche Orientierung gegeben. Seinen Abschluss sieht er als Basis an, die ihm auf dem Weg viel Struktur mitgegeben hat. Im Sommer beginnt er sein Studium in Kommunikationsdesign an der Hochschule RheinMain Wiesbaden. Bis dahin will er sich ganz aufs Laufen konzentrierten und investiert etwa 20 Stunden in sein Training. „Das Gute ist, dass ich jetzt keinen Zeitdruck spüre. Andererseits brauche ich auch etwas außerhalb des Sports. Mein Engagement im Verein hilft mir die Balance zu halten“, sagt Marc. Für ATK hat er bereits sein kreatives Geschick bewiesen: Er hat das Vereinslogo und die Vereinstrikots entwickelt. Außerdem betreut er den ATK Instagram-Kanal. Für Marc ist die Rolle im neuen Verein als aktiver Gestalter und als Athlet etwas Besonderes. „Hier mit meinen Freunden zu trainieren, mit ihnen als Team in der Staffel zu laufen und jeden Einzelnen bei seinen Zielen zu unterstützen, da freue ich mich mega drauf. So ein Teamerlebnis hatte ich bisher noch nicht“, sagt er. Er hält dabei sein großes Ziel für 2020 im Blick: die Europameisterschaften im August in Paris. Seine Laufdisziplin führt ihn dazu als Nächstes Anfang Januar nach Sevilla ins Trainingslager. Wir sind gespannt, wie es für ihn dort läuft. Ganz bestimmt wird er davon im ATK-Magazin berichten.
Autorin: Yvonne Wagner
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[…] Raum und Zeit quasi außer Kraft gesetzt sind und die Website stets aktuell bleibt. Zugleich hat Marc Tortell den Instagram-Kanal @ateamkarben entwickelt und betreut dieses wachsende Segment äußerst kreativ. […]