Jonas Simon – der mit dem Plan
Athletenportrait
Jonas bereitet sich gerne vor. Ganz besonders dann, wenn es für ihn um etwas Wichtiges geht, wie etwa seine Masterarbeit. Kaum war 2018 klar, dass er sein Masterstudium in Chemie an der Goethe-Universität in Frankfurt beginnen wird, hat er schon an seine Abschlussarbeit und den dazu gehörigen Auslandsaufenthalt gedacht. „Ich mache mir oft Gedanken über Dinge, die in der Zukunft liegen und jetzt vielleicht noch keine Relevanz besitzen“, erklärt der Langstreckenläufer, „das gibt mir viel Sicherheit. Ich finde es leichter, mich früh zu organisieren.“ Wie schon so oft haben sich auch diesmal seine Vorbereitungen gelohnt: Er hat einen Studienplatz an der University of Florida in Gainesville bekommen, um hier zu biologisch abbaubaren Kunststoffen zu forschen und dazu seine Masterarbeit zu schreiben. Am 26. Dezember geht sein Flug. Erst Anfang August 2020 kommt er wieder zurück nach Deutschland. Aber weshalb hat er sich unter diesen Umständen dafür entschieden, noch in diesem Jahr von der LG Eder zum Athletics Team Karben (ATK) zu wechseln? Zumal er ohnehin im Frühjahr keine Wettkämpfe bestreiten wird. „Ich will mich trotzdem sportlich weiterentwickeln und Teil eines leistungsstarken Teams sein. Ich komme ja wieder zurück“, sagt Jonas, „und die Leichtathletik hat den Vorteil, dass man überall dafür trainieren kann“, sagt er zuversichtlich. Bis dahin lasse er sich von der sportlichen Leiterin und ATK-Trainerin Uta Tortell beraten. Einen Klub, in dem er in Florida trainieren könne, habe er auch schon gefunden. Jonas sieht seinen Weggang deshalb gelassen. Außerdem ist er in diesem Jahr bereits seine Bestzeit über 10.000 Meter (32:20 Min.) gelaufen. In 2020 strebt er an, die 32 Minuten Laufzeit auf seiner Strecke zu unterschreiten.
Für jeden Lebensabschnitt den richtigen Fokus
Aktuell trainiert Jonas zehn Stunden in der Woche. Sein Trainingspensum hängt stark von den Anforderungen an der Uni ab. Im Vergleich zu seinen Freunden Marc Tortell und Jaakkima Rösler ist für ihn die Bedeutung des Sports ein wenig in den Hintergrund gerückt. „Ich müsste deutlich zulegen, um mehr zu erreichen. Aufwand und Nutzen stehen für mich da nicht im Verhältnis“, erklärt er. Zudem könne er seine Trainingszeit aktuell, wegen des Masterstudiums, nicht maximieren, um deutliche Leistungssteigerungen zu erlangen. Und, wenn er in einem Jahr den Master in der Tasche hat, geht seine Ausbildung noch weiter: Er möchte Patentanwalt werden und muss dafür noch ein duales Studium auf seinen „Master of Science“ draufsetzen. Also passt er sich an die Situation an und zieht für sich das Beste heraus. „Ich finde es auch schön, mich am Wochenende mal nicht so zurücknehmen zu müssen und auch mal weggehen zu können.“ Trotzdem ist Jonas die leistungsorientierte Leichtathletik sehr wichtig. „Ich könnte nie einfach nur Joggen“, sagt er. Und schon rückt er mit dem nächsten Plan heraus, der zugleich vermuten lässt, wo er seine Gelassenheit hernimmt: „Auf lange Sicht möchte ich gerne auf die Königsdisziplin im Laufen hin trainieren – den Marathon.“ Einen „schnellen Marathon“, wie er ergänzt. Was das genau für ihn heißt, dafür gibt es jetzt noch keinen Plan. In jedem Fall nimmt er sich dafür die Zeit, die er braucht, ohne sein Ziel aus dem Auge zu verlieren.
Das große Ganze im Blick behalten
Bis dahin ist es noch ein langer Weg und die meisten Läufer bleiben dem Marathon dann auch treu und kehren nicht mehr zu kürzeren Strecken zurück. Das schreckt Jonas nicht. Erstens ist der Marathon sein Fernziel, was ihm genug Zeit gibt, sich von seiner jetzigen Strecke zu verabschieden, zweitens liebt er lange Dauerläufe. Sein Highlight der Woche ist der Sonntagslauf, an dem er regelmäßig 20 km läuft. Und was macht er, wenn er mal keine Lust zum Laufen hat? Das gibt es doch bestimmt auch mal, oder? In solchen Momenten denkt Jonas,
- „an das große Ganze und daran, wie wichtig auch diese Trainingseinheit ist, um meine Ziele zu erreichen.
- Ich lasse mich von dem ersten Gedanken nicht verleiten und behalte auch hier das Ziel im Hinterkopf.
- Ich habe schon oft die Erfahrung gemacht, dass die Trainingseinheiten, die ich mir gerne gespart hätte, am Ende die richtig guten Einheiten waren. Daran denke ich dann vorher schon.“
Aufbruchsstimmung gibt Rückenwind
Beim ATK sieht er seine Rolle zwar nicht als einen der großen Leistungsträger, aber er will im Verein einerseits als Teil des Teams mitgestalten – das gelingt ihm beispielsweise durch den Aufbau der ATK-Homepage, die er entwickelt hat und betreut. Andererseits will er das A-Team auf der Laufstrecke unterstützen: „Auch wenn ich nicht so viel trainieren kann, wie die anderen im Team, ich möchte meinen Beitrag leisten, um meinen Buddy Marc vielleicht nächstes Jahr bei den Olympischen Spielen in Tokyo zu sehen“, sagt Jonas. Unabhängig davon möchte er im September kommenden Jahres mit dem A-Team bei den deutschen Straßenmeisterschaften über 10.000 Meter antreten. „Für mich ist es wichtig, mit meinen Freunden zusammen zu sein. Der junge Spirit, der hier spürbar ist, die Aufbruchsstimmung, das begeistert mich“, sagt Jonas, deshalb geht er mit einem lachenden und einem weinenden Auge für die kommenden Monate ins Ausland. Ich freue mich auf die Zeit in den USA und ich freue mich darauf wieder zu kommen, in unserer vernetzten Welt ist es bis dahin leicht, den Kontakt zu halten“, sagt er. Das ist völlig richtig und darauf zählt auch der ATK, denn selbstverständlich sind wir gespannt darauf, was es so aus Übersee zu berichten gibt – wir freuen uns auf den einen oder anderen Erlebnisbericht für den ATK-Blog!
Autorin: Yvonne Wagner
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[…] waren auch unsere Talente, die sich derzeit im Ausland aufhalten: Christian von Eitzen (London), Jonas Simon und Lara Tortell (beide USA). Sie schalteten sich via Facetime zur Sitzung dazu und diskutierten […]