Jaakkima Rösler – Umdenken und dran bleiben
Athletenportrait
Noch vor einem Jahr war Jaakkima einer der besten deutschen Nachwuchsathleten im 400-Meter-Lauf. In der 4×400-Meter-Staffel war er 2018 in der Altersklasse U23 deutscher Meister, in den Einzelläufen konnte er allerdings sein Potential schon seit geraumer Zeit nicht mehr abrufen. Nach seinem 2. Platz über 400 Meter bei den deutschen U20-Meisterschaften 2015 habe der Kopf nicht mehr mitgespielt, sagt er selbstkritisch. Er sei nicht fokussiert genug gewesen. Im Training war er meist der Beste, aber im Wettkampf beschäftigte er sich auf der Bahn eher mit den Konkurrenten, anstatt mit dem eigenen Lauf. Als sich dann 2018 auch noch seine Trainingsgruppe auflöste, war für ihn der Zeitpunkt gekommen, zu überlegen, wie es für ihn in der Leichtathletik weitergehen sollte – denn an der Lust am Laufen und an Leistungsmotivation mangelte es ihm nicht.
Schließlich entschied er sich für einen „Cut“ und wählte eine neue Distanz, die 800 Meter: „Das ist schon eine ganz schöne Umstellung, so einen Distanzwechsel macht man nicht einfach so. Aber ich war und bin sicher, dass ich es schaffe. Ich will noch einmal beweisen, dass ich auf einem hohen Niveau laufen kann“, sagt er. Sein Wettbewerbsvorteil sei die Grundschnelligkeit, die er mitbringe „und die werde ich nutzen.“
Deine Entscheidung, dein Ehrgeiz!
Als sein Freund und 1500-Meter-Läufer Marc Tortell ihm vom Athletics Team Karben (ATK) und den Vereinszielen erzählte, dachte er: „Da möchte ich gerne dabei sein und das mit aufbauen.“ Jaakkima entschied sich dafür von der SG Schlüchtern zum ATK zu wechseln. Dass er am Ende davon auch selbst finanziell profitieren könnte, weil der neue Verein Sponsoren akquiriert, wie beispielsweise den Medicalprodukte-Vertrieb „embemed“, stand für ihn zu diesem Zeitpunkt nicht im Mittelpunkt. Ihn begeisterte die Aussicht darauf, ein Läuferteam mit zu prägen, sich mit erfahrenen Mittelstrecklern auszutauschen, Teil eines Teams zu sein, das genauso motiviert ist wie er, und mit den Freunden Marc Tortell und Jonas Simon, die zum A-Team gehören, den Spaß am Sport zu genießen. Vier Wettkämpfe habe er 2019 bereits absolviert und er spüre, „wie viel Luft nach oben noch da ist“, freut er sich.
Trotzdem setzt sich Jaakkima moderate Ziele: einen internationaler Start und die Verbesserung seiner persönlichen Bestzeit nimmt er sich vor. Er will es in Ruhe angehen lassen und das Gelernte aus seiner sportlichen Vergangenheit nutzen. Hier verrät er seine zentralen Erkenntnisse, die er aus seiner bisherigen Karriere als Leistungssportler gelernt hat:
- „Deine Entscheidung – dein Ehrgeiz, Entscheidungen mit hohem Risiko sind nie einfach zu treffen und führen meistens auch nicht schnell zu dem gewünschten Ziel. Davon sollte man sich aber nicht abbringen lassen und weiter mit vollem Ehrgeiz dem Ziel entgegen eifern.
- Im Training muss man nicht immer Erster sein. Viel wichtiger ist es, sich persönlich weiter zu entwickeln.
- Sei dir bewusst, dass es „Key-Einheiten“ gibt, in denen du Gas geben musst, um deine Leistungssteigerung zu erreichen.
- Als Athlet darfst du auch mal „Nein“ sagen – speziell, wenn du spürst, dass du dich nicht wohlfühlst oder eine Verletzung hast.
- Willst du den Erfolg, muss deine Wettkampfeinstellung stimmen – es reicht nicht abzurufen, was im Training passiert – du musst im Wettkampf mehr geben wollen.“
Duale Karriere – ohne geht es nicht
Bei aller Liebe zum Laufen ist Jaakkima aber bewusst, dass der Sport nicht alles sein kann. „Klar, wenn ich merke das alles passt, ziehe ich es durch und trainiere auf die Olympischen Spiele 2024 hin“, sagt er selbstbewusst, „aber, wenn es nicht reicht muss ich andere Prioritäten setzen.“
Aktuell trainiert Jaakkima zwölf bis 15 Stunden in der Woche und arbeitet 15 Stunden als Werkstudent bei einem Start-up. Dazu studiert er Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Management (Marketing und Wirtschaftsinformatik) an der Goethe-Universität in Frankfurt. Später möchte er gerne eine eigene Consulting-Agentur gründen, die andere Unternehmen mit kreativen Lösungsansätzen bei deren Weiterentwicklung unterstützt. „Ich möchte gerne selbst Verantwortung übernehmen, den Überblick behalten und ein Team leiten“, sagt Jaakkima. Neben Sport, Arbeit und Uni den Überblick zu behalten, erfordert ein gutes Zeitmanagement – für die meisten Spitzensportler eine der großen Herausforderungen in ihrem Alltag. Jaakkima hat auch hier Strategien entwickelt, die ihm helfen Organisation und Selbstdisziplin zu erhalten:
- „Ich halte Rituale ein, zum Beispiel nutze ich morgens nach dem Aufstehen die ersten 20-30 Minuten zum Spanisch lernen, um wach zu werden. Beim Frühstücken schaue ich Nachrichten. Wenn mal mein Spanisch wegfällt, dann nutze ich die Zeit vor der Arbeit und mache noch etwas für die Uni und dann geht der Tag weiter.
- Meine Motivationssprüche kleben an meinem PC, damit ich jeden Tag sehe, was mir wichtig ist: Deine Entscheidung – deine Ehrgeiz! Prioritäten wurden gesetzt! Fokus!
- An der Wand neben dem Computer hängt ein Kinderfoto von mir, zusammen mit meiner Mutter, als Symbol für Familie. Meine Familie ist mir sehr wichtig und ich möchte später selber eine gründen. Dafür brauche ich aber eine gute Ausbildung, deshalb muss ich dranbleiben.“
Aber natürlich ist es trotz seiner Vorsätze und Ziele nicht immer leicht so diszipliniert alles durchzuhalten – aber niemand hat gesagt, dass es leicht ist seine Ziele zu verfolgen. Freude hat Jaakkima trotzdem meistens an seinen Aufgaben – und er wird daran wachsen. Ganz sicher auch mit Blick auf seine Ziele im 800-Meter-Lauf.
Autorin: Yvonne Wagner
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[…] nicht nur sportlich entwickeln wir uns. In Kürze nimmt 800-Meter-Läufer Jaakkima Rösler die Arbeit auf und gestaltet eine ATK-Facebook-Seite, die er überwiegend mit den Fotos unseres […]