Jonathan Schmidt: Auftakt in Deutschland – ein persönliches Resümee
Eigentlich hatte ich es mir genau so vorgestellt: Es ist Mitte Juni, ich wohne vorübergehend in Frankfurt, trainiere in Karben mit der Trainingsgruppe um Trainerin Uta Tortell, habe mich schon für die deutschen Meisterschaften (DM) in Berlin qualifiziert und sogar eine DM-Medaille aus Mainz schon im Gepäck. Darüber hinaus gab es für mich endlich die erste Bestzeit seit Jahren! Anfang Juni lief ich im niedersächsischen Osterode zur neuen persönlichen Bestzeit über 800 Meter: 1:49,38 Minuten. Das bedeutete zugleich die sichere Norm für die DM in Berlin, am 25./26. Juni. Doch mein letzter Wettkampf über meiner Paradedisziplin vor der DM zeigte auch, dass man mich wohl in diesem Sommer in Deutschland nicht mehr über die 1.500 Meter laufen sehen wird. Der Wettkampf am 11. Juni in Dortmund verlief nicht planmäßig und war ein kleiner Rückschlag. Aber: Das macht mich umso hungriger für die 800 Meter!
Es waren ereignisreiche erste Wochen für mich in Deutschland und zugleich meine erste aktive Saison für das Athletics Team Karben (ATK). Die Staffel-DM in Mainz war ein mehr als gelungener Auftakt für das ganze Team. Die kleine Aufholjagd bis auf Position zwei in den von mir gelaufenen zweiten 1.000 Metern auch eine gute Standortbestimmung nach überstandener Corona-Infektion (Anfang Mai). Ach ja, und soeben auch gleich mal ein versilbertes Comeback auf einer deutschen Laufbahn (letztes Rennen: August 2018!).
Erkenntnis: Es geht mehr!
In Osterode am Freitag vor dem Pfingstwochenende konnte ich dann meinen ersten Angriff auf die DM-Norm erfolgreich landen. In einem engen Rennen wurde ich mit 1:49,38 Minuten zweiter und freute mich wirklich sehr über das sichere Ticket zur DM sowie eine schnelle Repräsentation des ATK. Die Anfangsrunde war zugegebenermaßen nicht superschnell, sodass ich schon davon ausgehe, dass über diese Distanz noch etwas mehr möglich ist – und in Pfungstadt bei der Merck-Laufgala am 18. Juni sein wird!
Auf das erfolgreiche 800-Meter-Rennen in Osterode folgte nun also das 1.500 Meter-Rennen in Dortmund. Ein gut bestückter A-Lauf mit mehreren Tempomachern sollte mir und anderen Läufern das Leben auf den ersten 1.000 Meter eigentlich leichter machen, jedoch bin ich im Rennen nie wirklich angekommen, verlor zahlreiche Positionskämpfe und konnte vor allem auf der letzten Runde keine Meter oder Platzierung mehr gut machen: 3:51,62 Minuten ist nicht nur sechs Sekunden über Bestzeit, sondern schlichtweg weit davon weg, was ich eigentlich abliefern wollte. Vor allem schade, dass ich die eigentlich gute Möglichkeit eines schnellen Rennens so gar nicht für mich nutzen konnte!
Ausblick verleiht Glücksgefühl
Das Gefühl, Wettkämpfe in Deutschland für das A-Team zu bestreiten, macht mich derzeit unglaublich glücklich. Neue Bestzeiten und DM-Medaillen sind nach wie vor mein Ansporn für tägliches Training und ich fühle mich in meinem vorübergehenden Zuhause in der Mainmetropole echt wohl. Die erste Bestzeit über 800 Meter ist schon gefallen, eine weitere soll noch dazukommen – die Möglichkeit dazu habe ich diesen Samstag schon wieder im berüchtigten Pfungstadt.
Nach Jahren geprägt von Verletzungen und Rückschlägen, bin ich dankbar für die Möglichkeit, diesen Sommer von Frankfurt aus und mit dem ATK endlich wieder an meine Grenzen zu gehen und unser ATK Stück für Stück höher in die Ergebnislisten zu bringen.
Ich bin gespannt, wohin es diesen Sommer noch geht! Fakt ist auf jeden Fall, dass mir nicht nur das alte, gelbe, sondern auch das neue, dunkelblaue Wettkampftrikot gut steht – vamos!
Autor: Jonathan Schmidt